Vor ca. acht Jahren kam im örtlichen Tierheim ein Border Collie Mix aus der Vermittlung zurück und da ich etwas Zeit hatte und die Rasse mir am Herzen liegt, wollte ich mir das Kerlchen mal anschauen und bat meine Hilfe an.
Ich wusste nicht, dass ich mich in dem Moment komplett naiv auf eines der größten Abenteuer meines Lebens einließ 😅
„Wird bestimmt ganz nett, einmal die Woche ein bisschen Gassi gehen und dem Hündchen die Welt zeigen, was soll schon passieren…“
Aus meinen täglichen Besuchen ergab sich eine Festanstellung. Wenn ich eh schon ständig wegen Wallace da bin, kann ich hier auch arbeiten, dachte ich 😅
Letztlich blieb ich fünf Jahre im Tierheim und durfte dort sehr viel über Wallace und unzählige andere Hunde mit schwerem Gepäck lernen. Eine nicht ganz einfache, aber dennoch größtenteils wunderschöne Zeit in der ich meine absolute Berufung ausleben konnte. 🥰
Wallace hat mir in der Zeit viele graue Haare wachsen lassen und das Training mit ihm war eine Herausforderung, die mich so manches Mal hat zweifeln lassen, ob der bedürfnisorientierte Umgang wirklich das Richtige für solche Kaliber ist.
Wallace wuchs bei einer Dame auf, die ihn leider sehr grob und unfair behandelt haben soll. Er wusste nie woran er ist und sein grundsätzliches Urvertrauen wurde bereits als junger Hund so verletzt, dass Wallace gelernt hat im Ernstfall niemandem zu vertrauen und sich die Menschen durch massives Aggressionsverhalten vom Leib zu halten.
Und der Ernstfall trat schon ein, wenn ich auf einer Wiese in ein Mäuseloch getreten war oder im Zwinger mit der Regenjacke an die Wand kam oder der Wassernapf zu nah am Körbchen stand oder oder oder.
Über Auto fahren, Hundebegegnungen, andere Menschen, Radfahrer, Kühe, Tierarzt… brauchten wir gar nicht reden.
Hinzu kam, dass Wallace beim Anblick eines Maulkorbs zehn Meter auf Abstand blieb und sein strahlend weißes Scherengebiss präsentierte.
Tja, da ist guter Rat teuer. Er war in allem sehr unsicher, ständig gestresst und insgesamt ein kleines Pulverfass, was nur in klitzekleinen Schritten bereit war jemanden wirklich an sich heran zu lassen.
Ich werde gewiss noch öfter über das langjährige Training mit Wallace berichten, aber an dieser Stelle spule ich einmal vor:
Wallace liegt gerade neben mir und lässt sich die Öhrchen kraulen 
Er hat mit mir zusammen das Tierheim verlassen (er war quasi mein Abschiedsgeschenk 
) und lebt jetzt ein fast normales Familienhundleben im städtischen Wohngebiet. Er genießt sein Rentnerdasein in vollen Zügen, liebt die Mittagssonne im Büro und lange Wanderungen mit Hundekumpel Mori.
Wir haben uns im Alltag ganz gut arrangiert, manche Themen werden Wallace wohl zeitlebens begleiten und wir haben klare Regeln im Umgang mit ihm, aber er hat gelernt zu vertrauen und sich am Menschen zu orientieren.
Ich bin sehr dankbar dieses besondere Kerlchen an meiner Seite zu haben. Von Wallace durfte ich so viel lernen und habe ihm versprochen, dass ich gut auf ihn und sein zerbrechliches Vertrauen aufpassen werde 
